10.05.2021

Zum Inhalt

TitelcoverVerzweifelte Funksignale jagen durch den Weltenraum: »Hallo, Erde, bitte melden! Sind auf der Venus gelandet. An Bord alles wohlauf. Rückkehr zur Erde wegen Treibstoffmangel unmöglich. Ende.«

Die sechs Schicksalsgefährten blicken einander an. Sie wissen es: Höchstwahrscheinlich werden sie für immer auf der Venus bleiben müssen.

Von der Erde, Millionen Kilometer entfernt, ist kaum Hilfe zu erwarten.

Dennoch beschließen die Wissenschaftler, ihr Forschungsprogramm zu erfüllen. Mit Feuereifer gehen sie an die Erkundung des seltsamen Planeten, der sich im Vergleich zur Erde noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium befindet: riesige Farne und Moose, merkwürdige Würmer und Spinnen von gewaltiger Größe, Ozeane mit heißem Wasser.

Sandomirski und OdinzowNatascha bei JachtonowBeratung über die Expedition

Darüber spannt sich eine orangefarbene, niemals aufreißende Wolkendecke.

Raumstation ReparaturAnkunft Venus

Der junge Pilot Wladimir erkundet mit einem kleinen Flugzeug die Oberfläche der Venus. Begleitet wird er dabei von seiner Verlobten Natascha. Sie geraten durch die unberechenbare Venusatmosphäre in einen Sturm und stürzen ab. Der Weg zum Raumschiff ist voller Gefahren, ihre Kameraden suchen nach ihnen und müssen sie retten.

Natascha und Wladimir im FlugzeugSucheKampf mit dem Riesenregenwurm

Mit Hilfe eines Tauchbootes erforscht der Paläontologe Jachontow die Meerestiefen. Dabei besteht er harte Kämpfe mit den Bewohnern der Tiefsee – riesenhaften Krabben und Kraken. Sein großes Ziel, dem Geheimnis von der Entstehung des Lebens auf die Spur zu kommen, erreicht er jedoch erst später: In einer hermetisch abgeschlossenen Felsenhöhle entdeckt er die Urkoazervate, aus denen sich die ersten Lebewesen entwickelt haben mussten.

Weg freimachenRettungDas Wassertier

Der Astronom Schapowalow gerät bei einer Wanderung in eine Schlucht, in der große Mengen radioaktiven Erzes offen zutage treten. Bald danach stirbt er an den Folgen der Strahlenkrankheit.

TauchfahrtBeerdigungKoazervate

Die Astronauten sind verzweifelt. Die Venus hat ihr erstes Opfer gefordert. Wird es ihnen je gelingen, den unwirtlichen Planeten wieder zu verlassen?

TreibstoffquelleGefahr durch Erdbeben und MagmaStart von der Venus

Hintergrund

Konstantin Wolkow hat zwei Science-Fiction-Romane verfasst. »Notlandung auf der Venus« war der erste und erschien 1957 unter dem Titel »Звезда утренняя« im Kinderbuchverlag »Детгиз« und erschien 1960 in deutscher Übersetzung in der DDR und erreichte dort eine Auflage von 106.000 Exemplaren. Der Roman wurde auch ins Tschechische und Polnische übersetzt.

Wolkows zweiter Roman Марс пробуждается (»Mars erwacht«) greift die Protagonisten des ersten Romans wieder auf, nur geht die Reise dieses Mal zum Mars.

Persönliche Wertung

»Notlandung auf der Venus« gehörte zu den wenigen utopischen Büchern, die ich als kleiner Junge im elterlichen Bücherschrank Mitte der 1970er Jahre entdeckte. Nach »Aelita« und »Das Mädchen aus dem All« war es das dritte Buch, dass ich aus diesem Genre las. Ein fremder Planet, gefährliche Tiere, großartige Helden – Wladimir war ein bisschen mein Idol (!) – und eine spannende Handlung! Das Buch besaß alles, was das Herz eines Jungen mit einem Faible für Technik und Phantasie höherschlagen ließ.

Mit einem gewissen Abstand lese ich den Text heute kritischer, fühle mich jedoch wieder in die Zeit damals zurückversetzt. Es stimmt, viele Vorstellungen des Autors sind ziemlich naiv und halten einer kritischen Betrachtung heute kaum mehr stand. Der Roman wird nicht ohne Grund kritisiert.

Es gibt jedoch einige Aspekte, den Roman trotzdem in guter Erinnerung zu behalten und als Versuch anzusehen, Kindern wissenschaftliche Sachverhalte in spannender und unterhaltender Form nahe zu bringen.

Zum ersten sind es die wunderbaren Bilder von der Natur der Venus. Es gibt einige Autoren, die über die Venus geschrieben haben. Der erste Roman der Strugatzkis – »Atomvulkan Golkonda« – spielt bspw. auf der Venus. Auch bei Martynow erleben Kosmonauten spannende Abenteuer auf dem zweiten Planeten unseres Sonnensystems. Wolkows Venus liefert in meinen Augen jedoch eine der interessantesten Darstellungen fremden Lebens. Natürlich wissen wir heute, dass es Leben in dieser Form dort niemals gegeben hat und geben wird. Die Tatsache, dass der Autor das Leben unter Wasser sehr detailliert beschreibt, ist für mich ein weiterer positiver Aspekt. Es gibt nicht so viele Science-Fiction-Abenteuer in Unterwasserwelten.

Zum zweiten gefällt mir die Art der Präsentation zahlreichen wissenschaftlicher Theorien, die im Text verstreut sind. Die Vorstellungen bewegen sich zwar auf dem Niveau der Ideen der fünfziger Jahre, sind jedoch von hoher Qualität und nicht alle veraltet. Heutzutage wird wissenschaftliche Genauigkeit oft einer spannenden Handlung geopfert und ist mehr im Bereich der sogenannten Hard-SF zu finden.

Zum dritten nimmt der Autor sich die Zeit, seine Protagonisten einzuführen. Jede Figur verfügt über ein eigenes Schicksal, eine eigene Biografie. Wolkow ist dabei nicht immer überzeugend, aber er versucht es zumindest. Nicht jeder Science-Fiction-Autor gibt sich so viel Mühe.

Letzten Endes darf nicht vergessen werden, zu welcher Zeit der Roman entstanden ist. Im selben Jahr startete der erste Sputnik. Die Menschen glaubten fest daran, dass es mit der Erforschung des Weltraums sehr schnell vorangehen würde. Die Menschen damals träumten viel stärker als wir heute vom Flug zu den Sternen. In Büchern hatten sie die Chance, selbst andere Planeten zu besuchen, auch wenn die phantastischen Welten selten der Realität entsprachen. Diese Bücher waren Illusionen, beflügelten aber auch die Gedanken und bestärkten die Hoffnung auf eine bessere, schönere Zukunft.

Glückliche Wasserung auf der Erde

Zum Buch

Russischer Originaltitel: Звезда утренняя (Morgenstern)
Originaltitel: Notlandung auf der Venus
Autor: Konstantin Wolkow
Deutsch: W. Berger
Verlag: Verlag für fremdsprachige Literatur Moskau 1960
Seitenzahl: 367
Ausgabe: Gebunden mit Schutzumschlag

Quellen

[1] Notlandung auf der Venus –  Verlag für fremdsprachige Literatur Moskau 1960

[2] Звезда утренняя – Лениздат, 1957

Das Buchcover ist die Grafik eines unbekannten Künstlers.

Die Illustrationen stammen aus der russischen Originalausgabe des Buches Звезда утренняя – Лениздат, 1957 und sind Grafiken des Malers Геннадий Васильевич Алимов.

Die Informationen und Illustrationen der russischen Originalausgabe stammen von ПУБЛИЧНАЯ БИБЛИОТЕКА.

Informationen und Bilder dürfen laut ПУБЛИЧНАЯ БИБЛИОТЕКА unter folgender Voraussetzung genutzt werden:

»Кроме того, разрешается любое некоммерческое использование любых материалов размещенных в библиотеке, в том числе и размещение на других сайтах. Также разрешаются ссылки на этот сайт и E-MAILы с других сайтов.«

Eigene Übersetzung:

»Außerdem wird eine jede nicht-kommerzielle Nutzung aller in der Bibliothek ausgestellten Materialien, einschließlich der Unterbringung auf anderen Web-Seiten erlaubt. Auch werden Links auf diese Web-Seite und E-Mails von anderen Web-Seiten erlaubt.«